Erntedank - Dank an die Natur
Früher bestimmte die Ernte das Leben. Je reichlicher sie ausfiel, desto weniger mussten die Menschen den langen kargen Winter über darben. Zum Dank für die Früchte des Feldes brachten sie ihren Göttern Opfer dar. Mit der Christianisierung galt dieser Dank nun Gott. Ab dem 18. Jahrhundert wurde die Erntedankfeier in die Liturgie des Gottesdienstes aufgenommen.
Bis Anfang des 20. Jahrhunderts konnte jede Gemeinde den Zeitpunkt nach ihren Ernteterminen selbst wählen. Im nationalsozialistischen Deutschland wurde dann das Datum auf den ersten Sonntag im Oktober gelegt und 1972 von der Bischofskonferenz bestätigt. Die evangelische Kirche begeht Erntedank am 29. September oder an einem der benachbarten Sonntage.
Für den Gottesdienst schmückt die Gemeinde den Altar mit Erntegaben, Früchten und Getreideähren. Eine Erntekrone, die aus allen Getreidearten gebunden wird, hängt oder steht im Altarraum. In Süddeutschland ist auch ein Erntekranz üblich, der über den Kanzel hängt. Während des Dankgottesdienstes wird in vielen Orten zu Hilfsaktionen für hungernde Menschen in anderen Regionen der Welt aufgerufen. Früher weihte die Gemeinde aus Dank oftmals zeitgleich die Kirche am Ort, wodurch Erntedank und Kirmes gemeinsam stattfanden.
Zu Beginn und zum Abschluss der Ernte bildeten sich über die Jahrhunderte eine Reihe von Bräuchen heraus. Bis vor wenigen Jahren war es üblich, die Erntewerkzeuge zu segnen, die Erntewagen aufwändig zu schmücken und während des Einbringens leise und ohne Streit zu arbeiten. Eine Erntepuppe aus Strohgarben blieb auf dem Feld zurück oder kam mit zum Erntefest, das die Bauern nach der Getreideernte feierten. Für diesen Anlass wurde auf großen Gütern Erntebier gebraut, gemeinsam das Erntemahl verzehrt und anschließend zum Tanz aufgespielt.
(Text-Quelle: Fest und Bräuche - Traditionen, Hintergründe und Ursprünge; Neuer Kaiser Verlag)
Erklärung der beiden Bilder:
Bild 1: Der durch den Obst- und Gartenbauverein geschmückte Altarraum in der kath. Kirche in Gaimersheim
Bild 2: Brot und Wein vor dem Volksaltar in der kath. Kirche in Gaimersheim
(Bilder: Walburga Bauer)
Das Rosenkranzfest in Gaimersheim
Der Legende, über die Entstehung des Rosenkranzes nach heißt es, dass der heilige Dominikus Anfang des 13. Jahrhunderts den Rosenkranz bei einer Marienerscheinung empfangen hat. Es wurde ihm empfohlen, das Rosenkranzgebet als Hilfsmittel gegen die Häretiker (früher Albigenser) einzusetzen. Ca. 200 Jahre später begründete der Dominikaner Alanus de Rupe darauf seine Kampagne zur Ausbreitung des Rosenkranzgebetes. Er war es auch, der 1470 die erste Rosenkranzbruderschaft gründete.
Der Ursprung des Rosenkranzfestes liegt in der siegreichen Seeschlacht von Lepanto am 07. Oktober 1571. Die vereinigte spanische und venezianische Flotte besiegte damals unter dem Oberkommando des in Regensburg geborenen Don Juan d´Austria die türkische Flotte, die zahlenmäßig der christlichen haushoch überlegen war. Papst Pius V. schrieb diesen unerwarteten Sieg über den Islam dem Rosenkranzgebet zu. Seit dieser Zeit feiern die Katholiken in aller Welt das Rosenkranzfest. Künstlerisch ist das Ergebnis auf der Ingolstädter Lepanto-Monstranz - aufbewahrt in der Kirche Maria de Victoria in Ingolstadt - dargestellt.
In der Folgezeit entstanden zahlreiche Rosenkranzbruderschaften, vor allem in Notzeiten. So wurde auch in Gaimersheim während des Dreißigjährigen Krieges im Jahre 1644 eine solche Bruderschaft gegründet. Wie unser verstorbenes Mitglied und ehemaliger Ortschronist Andreas Staudacher in seinen Nachforschungen herausfand, gibt es aus dem 1692 darüber eine Urkunde in lateinischer Sprache. Eine Abschrift dieser Urkunde erstellte am 08. Oktober 1931 Pfarrer Franz-Xaver Bittner, ebenfalls in Latein. Aus der deutschen Übersetzung geht hervor, dass der geistliche Mentor dieser Erzbruderschaft, ein gewisser Dr. theol. Johannes Philippus Fridt aus Köln war. Dieser war Provianzialoberer der oberdeutschen Provinz der Dominikaner, die sich ja besonders für die Pflege des Rosenkranzgebets einsetzten.
Aus dem Text geht weiter hervor, dass für das Rosenkranzfest verschiedene Anlässe gewahrt werden. Daran sind aber einige Bedingungen geknüpft, die der Markt Gaimersheim und die Pfarrgemeinde zu erfüllen haben. So heißt es in der Urkunde:
"Zu den Bedingungen zählt auch, dass dieser Bruderschaft ein besonderer Altar zugewiesen wird, wo das Bild unseres Heiligen Vaters Dominikus, der den Rosenkranz aus den Händen der Gottesmutter empfängt, verehrt wird. Mit ihm verbunden ist auf der anderen Seite ein Bildnis der heiligen Katharina von Siena, einer Jungfrau unseres Ordens." Diese Bedingungen haben die Gaimersheimer erfüllt. Auf dem linken Seitenaltar ist die Muttergottes dargestellte, wie sie dem heiligen Dominikus den Rosenkranz darreicht (siehe Bild).
Außerdem existiert eine Bruderschaftsstange mit "Maria mit dem Kinde im Rosenkranz". Diese ist im Besitz der Erzbruderschaft zum hl. Rosenkranz.
Dieses traditionsreiche Rosenkranzfest wurde auf Grund der vorgenannten Legende wieder am zweiten Sonntag im Oktober in der Pfarr- und Marktgemeinde Gaimersheim gefeiert. Für das Tragen des Baldachins waren nicht jedes Jahr die gleichen Personen verantwortlich. Diese Aufgabe wurde nach altem Brauch von einem Gaimersheimer Verein an einen anderen weitergegeben.
2008 war der Trachtenverein "Edelweiß" Gaimersheim an der Reihe. Nach dem feierlichen Rosenkranz, zu dem hunderte Gläubige mit ihren Seelsorgern aus dem ehemaligen Dekanat Gaimersheim pilgerten, wurde eine Andacht zu Ehren der heiligen Mutter Gottes Maria durch Hrn. Pfarrer Max-Josef Schweiger gehalten. 2008 wurde als Festprediger der Priester mit der kürzesten Amtszeit im Dekanat geladen. Dies war Herr Pfarrer Krystian Kanietz aus der Pfarrei Wettstetten. Im Anschluss an die Andacht, war zu Ehren des Rosenkranzes eine feierliche Prozession durch den Ort, die durch die Rosenkranzfahne angeführt wurde.
An dieser langjährigen Tradition, der Andacht und der anschließenden Prozession, beteiligt sich der Trachtenverein jährlich mindestens mit einer Fahnenabordnung.